Editorial

von Markus Ihle 

MAHLZEIT! 

»Lass uns beim Kochen das Fenster weit öffnen.
Dann riechen die Menschen unser gutes Essen
und kommen herein.«           

ln der kongolesischen Heimat unseres Freundes zieht der Duft einer guten Mahlzeit viele hungrige Gäste an. Sie sind herzlich willkommen. Gegessen wird in großer, fröhlicher Runde, in der die vergleichsweise reiche Familie selbstverständlich mit denen teilt, die sich nicht jeden Tag eine warme Mahlzeit leisten können.      

Auch in Deutschland gibt es die, die immer gut essen können, und diejenigen, die nur mithilfe der Tafel satt werden. Zu gemeinsamen Mahlzeiten treffen sie sich aber nur selten oder nie. Und uneingeladen, vom Duft des Essens angelockt, kommt niemand. So verspeisen wir unser Essen oft alleine oder in kleinfamiliärer Runde.

Nicht nur das offene Küchenfenster erzählt vom Kongo. Auch die Mahlzeiten, die der Freund zubereitet, sind kongolesisch. Nicht, dass ihm das deutsche Essen nicht schmecken würde. Doch die heimatlichen Gerichte geben Geborgenheit und Trost in der Fremde. Sie stärken nicht nur den Leib, sondern auch das Vertrauen ins Leben.  

Ernährung ist mehr als Nahrungsaufnahme. Sie erzählt von Lebensverhältnissen, Kulturen und Religionen, von Heimat und Fremde, von der Natur und dem menschlichen Umgang mit ihr. Sie erzählt von Anbaumethoden und Fabriken, von Handelsbeziehungen und Börsengeschäften, von Ausbeutung und Hunger, von Krankheit und Essstörungen. Sie erzählt aber auch von Gesundheit und Fitness, von Gastfreundschaft und Solidarität, von irdischen Tischgemeinschaften und himmlischen Festmahlen, von Genuss und Hoffnung, von Dankbarkeit und Lebensfreude…         

Ernährung ist ein dankbares Thema im BRU. Alle Anwesenden können auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen und haben nicht nur über ihre unterschiedlichen Essgewohn­heiten und Geschmäcker einen emotionalen Zugang. Speisevorschriften sind für viele von Bedeutung, ob sie nun religiös, gesundheitlich oder politisch begründet sind. Manchen muss es einfach nur schmecken und ihre oralen Bedürfnisse befriedigen, egal woher die Lebensmittel stammen und was sie mit ihren Leibern machen. Andere achten penibel auf Inhaltsstoffe und Allergene. Und viele nutzen Ernährung als Instrument, ihren Körper gemäß der eigenen Schön­heitsideale zu modellieren. Fachkenntnisse über Nahrungsergänzungsmittel und entsprechende Medikamente sind in vielen Lerngruppen vorhanden. Und da Essen und Trinken unser ganzes Leben betrifft, ist der berufliche Bezug nicht nur in der Lebensmittelbranche gegeben… 

Die Redaktion wünscht GUTEN APPETIT!