Editorial

von Klaus Kimmerle 

»Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, abgesehen von all den anderen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.«1 Dieses Zitat Winston Churchills macht deutlich, dass die Demokratie nicht perfekt ist – so wie es auch keine andere Staatsform sein kann –, jedoch ist sie die beste Staatsform, die wir (aktuell) haben. Die Frage, wie lange die Demokratie dieses Renommee genießt, lässt er außen vor. Doch heutzutage ist genau diese Anfrage an die Demo­kratie aktueller denn je und zwingt die in ihr lebenden Menschen dazu, sich mit dem Bedeu­tungsverlust von Demokratie auseinanderzusetzen – eine Auseinandersetzung, die jahrzehnte­lang gar nicht oder höchst selten geführt worden ist.
            Dass dies notwendig ist, liegt in der Demokratie selbst begründet, ist sie doch – man mag es vielleicht nicht gerne hören – eine äußerst fragile Staatsform, kann sie sich doch auf demokratischem Wege selbst abschaffen. Will sie aufrechterhalten werden, gehört es zu einer Demokratie, dass

  • sich die Menschen aktiv beteiligen,
  • Kompromisse die Regel sind,
  • die Mehrheit entscheidet,
  • getroffene Entscheidungen anerkannt werden.

            Die Liste ließe sich noch erweitern, aber deutlich wird bereits anhand dieser wenigen Aufzählungen, dass die Demokratie aufgrund ihrer Zerbrechlichkeit eine ständige Pflege und Wachsamkeit erfordert, ihre Prinzipien aktiv gelebt und verteidigt werden müssen.
            Dass aktuell Menschen demokratische Prinzipien wieder verstärkt zu Wort kommen lassen, ist erfreulich, gerade in einer Zeit, in der diese infrage gestellt werden und rechte Strömungen global erstarken. Auch das Bildungswesen ist herausgefordert, stehen doch Kinder und Jugendliche vor der Aufgabe, ihren eigenen Platz in der Demokratie zu finden und diese aktiv mitzugestalten. Und gerade in der beruflichen Bildung ist es entscheidend, dass junge Menschen nicht nur fachlich, sondern auch gesellschaftlich auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden.
            Auch der BRU steht in der Verantwortung, einen Blick auf die Demokratie und ihre Gefährdungen zu werfen – gerade deshalb, weil auch in ihren religiösen Reihen christlich-fundamentalistische Strömungen zu finden sind und in vielen anderen Bereichen Fundamentalismen erstarken. 
            Diese Ausgabe des BRUMAGAZINs wirft einzelne Schlaglichter auf das facettenreiche Thema und möchte Sie, liebe Leserinnen und Leser, motivieren, mit Ihren Schülerinnen und Schülern in sicherlich herausfordernde Gespräche einzutreten.    
            Im Namen des gesamten BRU-Redaktionsteams wünsche ich Ihnen hierzu Mut und gutes Gelingen.